Nachhaltige Lieferketten: Wie soll das geplante Lieferkettengesetz helfen?

Nachhaltige Lieferketten: Wie soll das geplante Lieferkettengesetz helfen?

Endlich ist es geschafft - das deutsche Lieferkettengesetz kommt! Es soll nachhaltige Lieferketten und auch transparente Lieferketten sicherstellen. Unternehmen sollen künftig die Verantwortung für ihre Lieferkette – vom Rohstoff bis zum Verkaufsprodukt – tragen. Klingt erstmal super - wir wollen euch das Lieferkettengesetz aber mal genauer vorstellen: Für wen gilt das Gesetz? Was bringt es für den Schutz von Menschen und Umwelt? 

Die Lieferkette: Wer hat mein T-Shirt gemacht? Habt ihr schon einmal überlegt, welchen Weg euer T-Shirt zurückgelegt hat bis es in eurem Schrank gelandet ist? Durch wie viele Länder es gereist ist und wie viele Menschen an der Herstellung und Lieferung eures T-Shirts beteiligt waren?

Der Weg eines Produktes von der Gewinnung des Rohstoffes, seiner Herstellung und Verarbeitung bis hin zum Verkauf und zur Lieferung an den Kunden ist oft lang und kaum zu überblicken. An diesem Weg, der „Lieferkette“, sind häufig mehrere Unternehmen und Lieferanten beteiligt. Es gibt Lieferketten, die so komplex sind, dass Unternehmen selber kaum noch den Überblick haben, wer genau für sie arbeitet. Der größte Teil der Herstellung findet größtenteils außerhalb des eigentlichen Verkaufslandes - und meist sogar auf einem anderen Kontinent - statt. 

Die nachhaltige Lieferkette: Was macht eine Lieferkette nachhaltig? Die Vereinten Nationen haben hierzu eine klare Definition. Sie besagt, dass alle ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen, die ein Produkt von seiner Entstehung bis zum Verkauf auf die Umwelt, das Soziale und die Wirtschaft hat, durchschaubar und vertretbar sein müssen. Menschenrechte und Regeln für den Umweltschutz müssen also eingehalten werden. Euer T-Shirt darf z.B. nicht von Kinderhänden genäht oder mit Giftstoffen versetzt sein.  

Transparenz und Nachhaltigkeit in der Textilindustrie - Gerade in der Textilindustrie wurde in den letzten Jahren viel über die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von Kleidung diskutiert. Einige Missstände wurden aufgedeckt und kamen an die Öffentlichkeit. Die Organisation Fashion Revolution z.B. hat gerade mit ihrer Aktionswoche zum Thema „Who made my clothes“ vom 19. bis zum 25. April an das schwere Unglück in der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch erinnert, bei dem 1134 Menschen starben. Kunden und Kundinnen wurden aufgefordert bei ihren Modefirmen nachzufragen, wo sie ihre Kleidung produzieren lassen und eine transparente Lieferkette zu verlangen. Vielleicht habt ihr ja bei Instagram oder Facebook unsere Beiträge zum Jahrestag dieses Unglücks am 24.April gelesen. Mit der Frage „Wer hat meine Kleidung gemacht?“ beziehungsweise “Who made my clothes?” fordert Fashion Revolution Modeketten dazu auf, ihre Lieferketten transparenter zu machen. Daran schließen sich dann die nächsten Fragen an, die wir alle uns stellen sollten, wenn wir Kleidung kaufen: Wie sind die Arbeitsbedingungen? Wie ist die Bezahlung? Welche Folgen ergeben sich durch die Produktion für die Umwelt? Wie kann die Situation verbessert werden?

Transparenz und Nachhaltigkeit bei Hoofment - Es ist uns eine Herzensangelegenheit ein absolut ganzheitlich nachhaltiges und transparentes Konzept zu verfolgen – von den Materialien, über die Produktion, bis hin zu Verpackung und Versand: 

  • Wir verwenden ausschließlich nachhaltige Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen oder aus Recycling-Prozessen. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, welches Produkt bei Hoofment aus welchen innovativen Materialien hergestellt wird, könnt ihr das in unserem Shop in den einzelnen Produktbeschreibungen nachlesen.
  • Unsere Reitmode wird ohne den Einsatz von giftigen Chemikalien hergestellt.
  • Wir achten darauf, dass die Produkte, die ihr bei uns kaufen könnt, hochwertig und dadurch langlebig sind.
  • Wir arbeiten eng mit unseren Produzenten und Materiallieferanten zusammen, um Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen in unserer Lieferkette sicherzustellen. Sobald es aufgrund von Corona wieder möglich ist, werden wir euch auf unseren Social Media Kanälen auch mit zu unseren Produzenten und Partnern nehmen und natürlich auch hier im Blog ganz ausführlich darüber berichten. 
  • Wir lassen ausschließlich in Europa produzieren. Es ist uns wichtig, dass unsere Lieferketten möglichst kurz und komplett transparent sind. Die Lieferkette jedes unserer Produkte könnt ihr auf den Produktseiten in unserem Shop nachlesen. Da steht also beispielsweise ganz genau drin aus welchem Land das Material kommt und wo das Produkt genäht wurde. 
  • Unsere Verpackungsmaterialien sind nachhaltig und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Wenn ihr von uns ein Päckchen erhaltet, besteht die Versandbox aus 35% Graspapier und 65% recyceltem Altpapier. Wir versenden ausschließlich mit DHL GoGreen.
  • Es macht uns total Spaß euch über Instagram an unserer aktuellen Produktentwicklung teilhaben zu lassen und erklären euch die Materialien und einzelnen Schritte bis zum fertigen Produkt. Auch hierbei ist es uns wichtig, dass ihr ganz transparent mitbekommen könnt wie unsere Produkte entstehen.

Wir machen all diese Dinge freiwillig, weil uns Nachhaltigkeit super wichtig ist und weil wir möchten, dass unsere Kundinnen wissen woher die Hoofment Produkte kommen und wie sie entstanden sind. Leider übernehmen aus unserer Sicht noch viel, viel zu wenig Unternehmen Verantwortung dafür unter welchen Bedingungen ihre Produkte entstehen. Es muss also dringend gesetzlich festgelegt werden, dass alle Unternehmen Verantwortung entlang ihrer Lieferketten übernehmen müssen. Je eher das passiert, desto schneller werden wir weltweit etwas bewirken. Leider wird es freiwillig ansonsten nicht überall funktionieren. Deswegen sind wir für strengere gesetzliche Vorgaben, damit Menschen, Umwelt und Klima wirksamer geschützt werden können.

Darum freuen wir uns natürlich sehr, dass es bald für Deutschland ein Lieferkettengesetz geben wird und sind sehr gespannt, was es bewirken wird. Wir hoffen, dass es nicht nur ein Lieferkettengesetz „light“ wird. Da es sich bisher ja nur um einen Entwurf handelt, können noch Nachbesserungen gefordert werden. Noch können eigene Meinungen eingebracht oder Aktivitäten gestartet werden.  

Aber worum geht es im geplanten Lieferkettengesetz überhaupt? Eigentlich ist es ja nichts Neues: Die Forderung, dass Unternehmen die Verantwortung zum Schutz der Menschenrechte übernehmen, hat Deutschland schon im Nationalen Aktionsplan 2016 festgelegt. Es ist traurig aber wahr: Eine Untersuchung im letzten Jahr hat gezeigt, dass nur 13 bis 17 Prozent der befragten Unternehmen die Anforderungen dieses Plans erfüllen. Eine freiwillige Selbstverpflichtung reicht also definitiv nicht aus. Deswegen soll jetzt ein verbindlicher gesetzlicher Rahmen mit dem Lieferkettengesetz geschaffen werden.

Quelle:  https://www.oxfam.de/unsere-arbeit/themen/lieferkettengesetz

 

Daher wurde im März diesen Jahres der Entwurf des deutschen Lieferkettengesetzes beschlossen. Häufig wird es auch das „Sorgfaltspflichtgesetz“ genannt. Denn es geht darum, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen müssen – hauptsächlich dafür, dass die Menschenrechte entlang ihrer Lieferkette eingehalten werden.

Derzeitiger Stand des Entwurfes: Der Entwurf des „Lieferkettengesetzes“ wurde am 3. März 2021 vom Bundeskabinett beschlossen. Die vollständige Bezeichnung des Entwurfs ist: Entwurf des „Gesetzes über die unternehmerische Sorgfaltspflicht in Lieferketten“. Falls du in den Entwurf mal reinschauen möchtest, findest du hier den Link. Aber Achtung: Es sind 82 Seiten! https://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2021/0201-0300/239-21.pdf?__blob=publicationFile&v=1 Demnächst beginnt nun die offizielle Beratung über das Gesetz. Es soll nämlich noch vor der Bundestagswahl im September 2021 von Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden. Ab 2023 wird das Lieferkettengesetz dann in Deutschland für große Unternehmen ab einer Beschäftigungszahl von 3000 verbindlich (ca. 600 Unternehmen) und ab 2024 für Unternehmen ab 1000 Beschäftigter (ca. 2900 Unternehmen) gelten. Auch die EU will in diesem Sommer Pläne für ein Lieferkettengesetz auf europäischer Ebene diskutieren.

Was beabsichtigt dieses Gesetz? In diesem Gesetz wird zum ersten Mal verbindlich geregelt, dass die Einhaltung international anerkannter Menschenrechte entlang der Lieferketten in der Verantwortung der Unternehmen liegt. Unternehmen sollen der Verantwortung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht besser nachkommen. Das Gesetz soll rechtliche Klarheit für die Wirtschaft schaffen und die Einhaltung von Menschenrechten durch Unternehmen stärken. Das Gesetz soll damit auch Unternehmen unterstützen, die schon heute ihre Lieferketten prüfen und menschenwürdige Arbeit sicherstellen. Um Umweltschutz geht es in dem Gesetz bisher immer nur dann, wenn Umweltrisiken zu Menschenrechtsverletzungen führen können. Es werden auch spezielle umweltbezogene Sorgfaltspflichten genannt: Schutz vor Gesundheits- und Umweltgefahren durch Quecksilber und langlebige organische Schadstoffe.

Welche Aufgaben bekommen die Unternehmen? Die Verantwortung der Unternehmen gilt für die gesamte Lieferkette, von Anfang bis Ende, vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt. Das Unternehmen muss also auch Geschäftsbeziehungen und Produktionsweisen der Zulieferer im Blick haben. Dafür muss ein Risikomanagement entlang der Lieferkette eingeführt werden. Die Unternehmen müssen nämlich herausfinden, wo in der Produktions- und Lieferkette hohe menschenrechtliche und umweltbezogenen Risiken bestehen. Dann müssen Maßnahmen ergriffen werden, um diese zu verhindern, zu beenden oder wenigstens zu verringern. Die Unternehmen müssen dann jährlich einen Bericht darüber erstellen, inwieweit sie ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind.

Was erwartet Unternehmen, die sich nicht an dieses Gesetz halten? Ob die Regeln des Lieferkettengesetzes eingehalten werden, soll das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) kontrollieren. Wenn ein Unternehmen sich nicht an das Gesetz hält, kann es hohe Bußgelder verhängt bekommen. Außerdem kann das Unternehmen (bis zu 3 Jahre) von der Vergabe öffentlicher Aufträge ausgeschlossen werden.

Was bedeutet das Lieferkettengesetz für Europa? Die Einführung des Lieferkettengesetzes in Deutschland ist ein wichtiges Signal über die Landesgrenzen hinaus. Es gibt zwar auch in anderen Ländern schon Regelungen, z.B. in Frankreich und den Niederlanden, aber die sind nicht so weitreichend wie der deutsche Entwurf. Auch die EU-Kommission plant noch in diesem Jahr ebenfalls verbindliche Sorgfaltspflichten für Unternehmen einzuführen. Das deutsche Lieferkettengesetz prägt also die Debatte um eine EU-Gesetzgebung. Noch in diesem Sommer sollen entsprechende Pläne für eine europäische Richtlinie vorgestellt werden.

Was sagen kritischen Stimmen zu diesem Gesetz? Da es bisher nur ein Entwurf ist, gibt es natürlich noch Möglichkeiten das Gesetz zu überarbeiten und zu verbessern. Daher wird es zurzeit kritisch betrachtet – vor allem von Menschenrechts- und Umweltorganisationen. Aber auch Unternehmen wie Tchibo sprechen sich für ein wirkungsvolleres Lieferkettengesetz aus. Denn noch ist Zeit zu handeln und zu argumentieren. Ab Ende April können die Abgeordneten Nachbesserungen einfordern. So sammelt z.B. die „Initiative Lieferkettengesetz“ (ein Zusammenschluss aus Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen, Gewerkschaften und Kirchen) Unterschriften zur Nachbesserung. Sie fordern ein „starkes Lieferkettengesetz“.

Aber worum geht es bei diesen Verbesserungsvorschlägen? Was wird kritisiert? 

Wir haben hier für euch mal die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  1. Ein Kritikpunkt ist die Unternehmensgröße: Das Gesetz ist zunächst nur für Unternehmen ab 3000 Mitarbeiter gültig. Ein Jahr darauf dann auch für Unternehmen ab 1000 Beschäftigte. Aber was ist mit den kleineren Unternehmen? Es können doch auch kleinere Firmen zu schweren Umweltschäden und Menschrechtsverletzungen beitragen. Daher wird gefordert, dass das Gesetz mehr Unternehmen betreffen soll.
  2. Der Entwurf enthält Abstufungen für die Sorgfaltspflicht und gilt nicht uneingeschränkt für die ganze Lieferkette. Unternehmen müssen sich zunächst  hauptsächlich um ihre direkten Zulieferer kümmern.

Menschenrechtsverletzungen ereignen sich aber oft besonders am Anfang der Lieferkette. Dennoch ist vorgesehen, dass deutsche Unternehmen bei indirekten Zulieferern erst dann aktiv werden müssen, wenn es schon konkrete Hinweise auf Verstöße gibt. Doch gerade am Anfang der Lieferkette (auf Plantagen, in Fabriken und in Minen) finden Verletzungen der Menschenrechte oder auch Umweltschädigungen statt. Gerade hier muss versucht werden sie zu verhindern.

  1. Die umweltbezogenen Sorgfaltspflichten kommen zu kurz: Der Umweltschutz wird nur am Rande erfasst und nur in Bezug auf sehr bestimmte Fälle (z.B. Quecksilberemissionen) thematisiert. Es wird gefordert, dass noch mehr umweltschützende Aspekte in diesem Gesetz aufgenommen werden

Unser Fazit: Es bleibt spannend zu beobachten, ob der Entwurf noch nachgebessert wird. Es wird auf jeden Fall für viele Unternehmen Neuerungen geben und das Augenmerk wird immer mehr auf Nachhaltigkeit und Transparenz gelegt werden, was uns persönlich beides sehr wichtig ist. Es muss sich dringend etwas ändern und das Gesetz könnte ein erster Schritt in die richtige Richtung sein. Allerdings muss es Unternehmen auch wirklich dazu bewegen etwas zu verändern und das kann es nur in einer stärkeren Version. Aber natürlich seid ihr alle auch gefragt. Wer nachhaltige, transparente Lieferketten und nachhaltige Produkte haben möchte, muss auch nachhaltig konsumieren. Darum unser Tipp an euch: Nehmt euch ab und zu die Zeit und informiert euch über die Produkte, die ihr kauft. Schaut genau hin, wo sie produziert werden, welche Materialien verwendet werden und und und. :) 

Quellen: 

https://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2021/0201-0300/239-21.pdf?__blob=publicationFile&v=1

https://www.csr-in-deutschland.de/DE/Wirtschaft-Menschenrechte/Gesetz-ueber-die-unternehmerischen-Sorgfaltspflichten-in-Lieferketten/gesetz-ueber-die-unternehmerischen-sorgfaltspflichten-in-lieferketten-art.html

https://www.csr-in-deutschland.de/DE/Aktuelles/Meldungen/2021/sorgfaltspflichtengesetz.html

https://www.bmas.de/DE/Service/Presse/Pressemitteilungen/2021/bundeskabinett-verabschiedet-sorgfaltspflichtengesetz.html

https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/aussenwirtschaft/wirtschaft-und-menschenrechte/nationaler-aktionsplan-wirtschaft-menschenrechte/205208

https://www.nachhaltigkeitsrat.de/wp-content/uploads/2020/05/20200513_RNE-Stellungnahme_Nachhaltige_Lieferketten.pdf

https://lieferkettengesetz.de/aktuelles/

https://lieferkettengesetz.de/aktuelles/

https://www.oxfam.de/unsere-arbeit/themen/lieferkettengesetz


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