Über On-demand Produktion und No Waste Mode

Über On-demand Produktion und No Waste Mode

Warum eine On-demand Produktion und No Waste Mode so wichtig ist

Uns allen ist klar, dass die Modeindustrie eine alarmierende Menge an Müll produziert. Viele Kleidungsstücke landen im Abfall oder werden verbrannt, ohne jemals getragen zu werden. Schon beim Zuschneiden von Kleidung entstehen Stoffreste, die ungenutzt entsorgt werden.

Mit nachhaltigen Ansätzen wie der „On-demand Produktion“ und der „No Waste Mode“ wird genau dies vermieden.

Das Problem: Zuviel Textilabfall in der Modeindustrie

Wir kaufen laut Statista ca. 56 Kleidungsstücke im Jahr. In Altkleidersäcken oder Containern landen jährlich rund 620.000 Tonnen Textilien. Beim Zuschneiden von Kleidung bleiben ca. 104.000 Tonnen Stoffreste übrig. Die Fast Fashion Mode bringt mit kurzweiligen Modetrends bis zu 24 Kollektionen im Jahr heraus, die nach kurzer Lebensdauer die Altkleiderberge wachsen lassen. Und was uns besonders traurig macht: Durch Überproduktion landet bereits produzierte Ware noch vor dem Verkauf im Abfall. Es ist nicht möglich Zahlen zum Verhältnis von Produktion und Verkaufszahlen zu bekommen, die verlässlich sind. Natürlich halten große Modellabels sich bedeckt. Aber sicher ist, dass täglich Berge von neuwertiger, unverkaufter Textilware weggeworfen werden.
Sicherlich kennt ihr diese schrecklichen Bilder aus der Atacama Wüste in Chile: Dort landen gebrauchte und unverkaufte Kleidungsstücke aus weltweiter Überproduktion. In der Hafenstadt Iquique werden jedes Jahr rund 59.000 Tonnen Altkleider abgeladen. Einiges wird an die Hauptstadt Santiago oder in die Nachbarländer Chiles verkauft. Der Rest landet als Sondermüll in der Wüste. Eine Katastrophe für die Umwelt.

Bildquelle: https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/muellhalde-atacama-wueste-101.html

Wenn wir unsere Altkleider in Containern, in Altkleiderkammern oder auch direkt bei Textilrecyclern entsorgen, gehen sie zunächst in die Sortierung. Entweder werden sie dann für die Wiederverwertung aufbereitet und verkauft oder sie gehen direkt zu Recyclingbetrieben. Da diese meist nicht wissen, welche Fasern oder auch Chemikalien in den Stoffen verarbeitet wurden, ist das Recyceln von Alttextilien schwierig. Auch ist es technisch sehr anspruchsvoll, Kleidung hochwertig zu recyceln und daraus neue Fasern herzustellen. Daher wird sie meist zu Putzlappen, Dämmmaterial oder Malervlies verarbeitet. Es wird geschätzt, dass weniger als ein Prozent der Alttextilien wieder zu neuen Fasern für Kleidung zurückgewonnen wird. So werden Altkleider also nicht wirklich recycelt sondern eher downgecycelt. Wenn sie sich noch nicht einmal dafür eignen, werden sie verbrannt.

Und: Jedes Kleidungsstück in unserem Kleiderschrank verbraucht Ressourcen wie Rohstoffe, Wasser, Energie und auch Arbeitskraft. Landet das Kleidungsstück im Müll sind diese Ressourcen verschwendet. Dabei sind zusätzlich zur Überproduktion auch die Retouren ein Problem: Geht eine Rücksendung bei einem Händler ein, muss sie zunächst genau geprüft und danach neu verpackt werden. Oft ist es günstiger, die zurückgesendete Ware direkt zu entsorgen. Dadurch gelangen leider neuwertige, noch gebrauchsfähige Produkte im Müll. Und damit auch hier wieder: verschwendete Ressourcen und Müllberge. Auf die verheerenden ökologischen Auswirkungen durch Chemikalien, Pestizide und frei werdendes Mikroplastik wollen wir hier nicht näher eingehen.

Uns geht es in diesem Blogbeitrag um die Fragen: Wie können wir textile Abfälle reduzieren bzw. vermeiden? Was können wir von Hoofment dafür tun? Welche nachhaltigen Ansätze entwickelt die Modeindustrie? Welche Tipps können wir euch als Verbraucher*innen geben?

No Waste Mode bei Hoofment

Beim Stoffschnitt von Bekleidung fallen Stoffreste an, die entsorgt werden müssen. Ca. 15 – 30 Prozent der Stoffe aus der Bekleidungsproduktion werden schon beim Zuschnitt zu ungenutztem Reststoffen. Wenn diese nicht mehr verwertet werden können, z.B. weil sie zu klein sind, um daraus noch etwas zu nähen, müssen sie je nach Material unterschiedlich recycelt werden.

Bei Hoofment nutzen wir viele Zuschnitt-Reste, um daraus unsere Upcycling Produkte wie z.B. unsere Scrunchies und Stirnbänder zu machen. Aus Textilresten, die normalerweise im Abfall landen würden, lassen wir neue Produkte entstehen. D.h. bei uns gilt immer: Upcycling vor Entsorgen.

Doch ideal wäre es, erst gar keine Stoffreste zu produzieren. Dafür muss aber schon die Schnittvorlage so sein, dass keine Zwischenräume zwischen den einzelnen Schnitten entstehen. Auf dieser Methode ist die „No Waste Mode“ – auch „Zero Waste Mode“ genannt  - ausgerichtet. Mit No Waste oder Zero Waste ist eine Designertechnik gemeint, die schon beim Entwurf und während der Schnittkonstruktion den Verschnitt von Stoffen und damit textilen Abfall vermeidet.

Das bedeutet natürlich eine besondere Herausforderung an das Design, da die Maße des Stoffes mit den Maßen des gewünschten Kleidungsstückes übereinstimmen müssen. Dadurch ist die Formgebung des Entwurfes eingeschränkt, muss aber nicht weniger reizvoll sein. Es ist eine lohnende Aufgabe für jeden Designer hier attraktive Lösungen zu finden.

Unser No Waste Pulli aus Bio-Baumwolle (Hoofment Shop) wird ohne Stoffabfall produziert, da schon das Schnittlagebild keine Zwischenräume hat. Alle Schnittteile liegen so aneinander, dass keine Zwischenräume vorhanden sind und alle Abschnitte wie Puzzleteile ineinandergreifen. Man kann den Stoff komplett aneinanderlegen und vernähen, ohne dass Stoffreste übrig bleiben. Den Entstehungsprozess unseres No Waste Pullis könnt ihr euch bei Instagram in unseren Highlights ansehen. Und um ihn noch nachhaltiger zu machen, wird dieser Pulli zusätzlich On-demand produziert. 

On-demand Produktion bei Hoofment

Was können wir als nachhaltiges Unternehmen tun, um Überproduktion zu vermeiden?

Zunächst einmal lassen wir von unseren Produkten nur kleine Stückzahlen herstellen und bestellen dann lieber nach – auch wenn dadurch nicht immer jedes Produkt zu jeder Zeit in unserem Shop vorrätig ist. Nur so können wir unsere Reitmode umweltschonend und nachhaltig anbieten.

Außerdem werden einige Produkte (unser No Waste Pulli, unsere Scrunchies, unsere Halfterschoner und unsere Stirnbänder) ausschließlich „On-demand“, also nur auf Anforderung, angefertigt. Es wird von uns nur produziert, was bestellt wurde. Jedes Kleidungsstück wird also individuell für die einzelne Kundin genäht. Dadurch entstehen keine Restposten. Da alle On-demand Produkte in unserem Hoofment Office von Hand hergestellt werden, kann nur eine begrenzte Anzahl in einem bestimmten Zeitraum produziert werden. Dadurch brauchen wir eine gewisse Vorlaufzeit für die Anfertigung von On-demand Produkten. Bis zum Versand für diese Pre-Order Produkte benötigen wir daher meist 3 – 4 Wochen.

Bei Modelabels, die On-demand Produkte anbieten, geht es nicht darum schnell und kostengünstig Massenware zu produzieren. Es geht darum Mode persönlicher, einzigartiger und vor allem nachhaltiger anzubieten. Das tolle positive Feedback, das wir für unsere On-demand Produkte bei Hoofment bekommen, bestätigt uns regelmäßig darin, dass dieser Ansatz wertgeschätzt wird.

Vorteile einer On-demand Produktion:

  • Kein Altkleidermüll durch Überproduktion: Es wird immer nur soviel produziert wie verkauft wird.
  • Ressourcenschonende Produktion: Kein Entsorgen von Altkleidern und dadurch keine Verschwendung von Ressourcen.
  • Geringere Retourenquote: Die nur auf Bestellung produzierten und individuell angefertigten Produkte treffen meist die Kundenvorstellung und werden daher seltener zurückgesendet.
  • Kleinere Kollektionen: Es werden regelmäßig neue Produkte angeboten und man kann sich den aktuellen Trends und Kundenwünschen spontaner anpassen.
  • Kleinere Lagerbestände: Da die Produkte nur auf Bestellung produziert und direkt versendet werden, brauchen sie nicht gelagert werden.
  • Kurze Lieferketten: Die Produkte werden direkt im Unternehmen angefertigt und versendet.

 

5 Tipps, wie dein No Waste Kleiderschrank funktionieren könnte

  1. Kleidung nachhaltig einkaufen: Kaufe deine Kleidung häufiger bei Fair Fashion Labels, in Secondhand Shops, auf Flohmärkten oder schau nach Online Second-Hand Angeboten. Kaufe bei nachhaltigen Modeunternehmen, die auf schadstofffreie Produktion, faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Rohstoffe Wert legen. Und achte beim Kauf auch auf No Waste Mode und On-demand Produkte. Vermeide außerdem Spontankäufe und lass dich nicht von Rabattschlachten wie dem Black Friday locken. Allgemein gilt: Je länger und häufiger ein Kleidungsstück getragen wird, umso nachhaltiger ist es.
  1. Upcycling statt entsorgen: Deine Kleidung gefällt dir nicht mehr? Sie passt dir nicht mehr oder ist kaputt - aber eigentlich auch zu schade, um sie zu entsorgen? Viele Kleidungsstücke aus deinem Kleiderschrank kannst du weiterverwenden – auch wenn du kein Profi an der Nähmaschine bist. Nach dem Motto „aus alt mach neu“ flicke, repariere oder verschönere deine Kleidung oder gestalte sie zu neuen Produkten um (Putzlappen, Abschminkpads, usw.). Hierzu findest du viele Tutorials im Internet oder du nimmst Kontakt zu nähenden Freundinnen auf.
  2. Tauschen statt kaufen: Lade Freunde und Bekannte zu einer Kleidertauschparty ein. Bitte sie eine vorher festgelegte Anzahl an Kleidung zum Tausch mitzubringen. So kann jeder von euch seinen Kleiderschrank erneuern - und dies nachhaltig und kostenlos. Es gibt auch öffentliche Kleidertauschpartys. Termine und Veranstaltungen findest du z.B. beim Greenpeace-Projekt kleidertausch.de.
  1. Zero Waste Hero: Wenn du dich noch mehr engagieren möchtest, werde ein Zero Waste Hero und logge dich bei der zerowastemap.org ein. https://gonature.de/projekte/werde-zero-waste-hero
  1. Kleidung sinnvoll spenden: Wenn du ein Kleidungsstück doch mal entsorgen möchtest, wirf es nicht einfach in den Müll und möglichst auch nicht in den nächsten Altkleidercontainer. Spende deine Kleidung sinnvoll, indem du sie z.B. an eine Kleiderkammer in deiner Nähe abgibst. Hilfreich ist die Organisation wohindamit.org. Sie zeigt dir schnell und einfach, welche soziale Einrichtung in deiner Nähe deine Kleiderspende benötigt.
Eines ist sicher: Der Markt für nachhaltige Kleidung wächst. Doch es liegt an jedem Einzelnen von uns, beim Kauf die richtige Entscheidung zu treffen, sich nicht von Fast Fashion Angeboten locken zu lassen und gut zu überlegen, was man wirklich braucht. Unser aller Ziel muss sein: Müllvermeidung statt Shoppingwahn und Überproduktion. Für uns ist es eine absolute Herzensangelegenheit den Konsum von Bekleidung bewusster zu gestalten.

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